


Design for debate
Macht gesellschaftsrelevante Probleme sichtbar
Die Veranstaltungsreihe Design for debate mischt sich in gesellschaftliche Diskurse ein. Zusammen mit Tandem-Partner*innen aus dem Ausland machen Designer*innen der Muthesius Kunsthochschule Probleme deutlich und präsentieren zugleich Lösungsansätze. Anhand ihrer Arbeiten zeigen sie, wie Gestalter*innen die Welt hinterfragen und damit ein Fundament für Veränderungen und Innovationen schaffen.
Let’s talk about Pinkeln
Am 29. April 2019 befasste sich die zweite Veranstaltung dieses Formates mit dem Thema der Gendergerechtigkeit: Mehr als 50 % unserer Gesellschaft hat Probleme bei der Nutzung von öffentlichen Toiletten. Anders gesagt, jede Frau kennt das unangenehme Gefühl, diesen Ort aufzusuchen. Weil Frauen pingelig sind? Nein. Das Unbehagen rührt daher, dass die herkömmliche Toilettenform auf die Bedürfnisse von Männern ausgerichtet ist. Bei Frauen führt sie zu Rückspritzern und einer Art Sicherheitsverhalten: der sogenannten Schwebehocke oder dem Nestbau auf der Toilettenbrille. Ersteres führt zu unfreiwilligen Workouts und manchmal auch zu kleinen Malheuren. Letzteres erzeugt einen hohen Verbrauch von Toilettenpapier, obwohl diese Art des vermeintlichen Schutzes vor Viren und Bakterien schon lange wissenschaftlich widerlegt wurde.
Design als Protest – Problemfall öffentliche Toilette
Design for debate – Public Urinals for Women lud dazu ein, über neue Lösungsansätze zu sprechen. Zunächst wurde das Tabu gebrochen, über die Details des Toilettengangs zu sprechen. Alles wurde ganz genau unter die Lupe genommen: Wie sind Toiletten historisch entstanden und wie wurden sie benutzt? Bettina Möllring, Professorin für Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule, und Social Designerin Elisa Otañez erklärten, was sich verändern muss, damit die Keramikabteilungen in der Öffentlichkeit gendergerecht werden. Endlich gendergerecht werden. Denn frau quält sich bereits seit über 100 Jahren mit dem Gang zum weißen Thron. Nachdem sich der Standard für Toiletten im öffentlichen Raum über so lange Zeit kaum verändert hat, führt Elisa Otañez mit ihrem Projekt Yellow Spots der Welt die Problematik des Pinkelns vor Augen. Ihre quietschgelben Toilettenkabinen sind nicht nur rollbar und damit mobil, sondern vor allem eins: eine unübersehbare Form des Protests. Es geht ihr dabei nicht nur um die geschlechtergerechte Funktionalität, sondern auch um die Anzahl der Toiletten. Im öffentlichen Raum befinden sich nämlich weitaus mehr Toiletten für Männer als für Frauen.
Passend dazu präsentierte Bettina Möllring ihre Entwürfe für genderneutrale Urinale. Diese sind genauso platzsparend wie das herkömmliche Pendant für das männliche Geschlecht. Dadurch können auch sie in größerer Anzahl positioniert werden. Die Kleine Ecke, ein Modell in Originalgröße, gestattete außerdem einen konkreten Blick auf die notwendige Funktionalität der gendergerechten Toilette der Zukunft.
Veranstaltungsart
Debatte
Gäste
Feinstaub zum Abendbrot:
Iris de Kievith
Annemarie Piscaer
Public Urinals for Women:
Bettina Möllring
Elisa Otañez
Feeling the City:
Tina Saaby
Frauke Gerstenberg
Spurwechsel – mit dem Rad in die Mobilitätswende:
Jana Kühl
Uwe Redecker
Detlef Rhein
Bettina Möllring
Weitere Informationen
Downloads:
Die Flyer der bisherigen Design for debate Veranstaltungen finden sie hier.
Die nächste Design for debate mit dem Titel Spurwechsel – mit dem Rad in die Mobilitätswende findet am 26.05. um 17 Uhr statt.
Hinweis:
Das Konzept Design for debate ist angelehnt an Überlegungen der Designer*innen Tony Dunne und Fiona Raby. Sie verstehen Design als Medium, das Debatten, z. B. rund um soziale und kulturelle Aspekte neuer Technologien, ermöglicht.