Der Rohbau des Zero Waste Spaces steht in einer Halle auf einem Holzgerüst.
Die Außenhülle besteht aus Naturmaterialien, ist jedoch industriell gefertigt. Auch wenn man es dem kleinen Haus nicht ansieht: Die Wände sind so dick und stabil, dass sie auch für eine mehrgeschossige Bauweise problemlos eingesetzt werden können. Mit dieser Methode kann sogar der Hochbau nachhaltig werden.
Einige Wände und die Decke sind mit Lehm verputzt, über anderen Wänden liegen Strohmatten.
Das Wichtigste beim Zero Waste Prinzip sind die Reduktion auf das Notwendige und die Wiederverwendung von gebrauchten Materialien. Alles, was neu sein muss, besteht aus natürlichen Materialien, die in den Kreislauf zurückgeführt werden können.
Der Zero Waste Space wird wie ein Container auf einem blauen LKW transportiert.
Der Zero Waste Space ist schon so einige Kilometer durch Europa gereist. Die modulare Außenhülle wurde von der Firma Lopas in der Slowakei gefertigt, über die Schiene ging es zum Innenausbau in die Halle einer ehemaligen Werft in Kiel und von dort aus per Tieflader in den Wissenschaftspark. Hier wird man demnächst Probewohnen und den Zero-Waste-Lifestyle austesten können.
Der Zero Waste Space steht auf einer Wiese. Balken bilden eine Konstruktion für die Terasse.
In der warmen Jahreszeit hält man sich am liebsten draußen auf: Jetzt erweitert eine Terrasse den sparsamen Wohnbereich. In die Terrassenfläche wird eine Pflanzenkläranlage integriert, die das Brauchwasser reinigt und gleichzeitig als attraktive Begrünung dient. Darunter befinden sich außerdem die Tanks für das Wassersystem und die Trenntoilette.

Zero Waste Space

Ein kleines Haus voller Inno­vationen

Ressourcen werden immer knapper, und der Klimawandel fordert ein Umdenken. Das ist eine enorme Herausforderung für die Wirtschaft. Nachhaltige Innovationen sind gefragt. Wo und wie können Rohstoffe und Energie eingespart werden, ohne die Wirtschaftlichkeit zu gefährden oder die Lebensqualität zu mindern? Ein besonders großes Einsparpotenzial hat der Bausektor: Allein in Europa verbraucht er 50 % der Rohstoffe, 40 % der Energie und 16 % Wasser. Inzwischen wird sogar Sand knapp. Hinzu kommt, dass 60 % aller Abfälle durch das Bauen entstehen.

Smartes Kombinieren erzeugt Innovationen

Der Handlungsbedarf ist offensichtlich, und tatsächlich gibt es schon viele innovative Ansätze, um das Bauen nachhaltig zu machen. Doch die meisten Ideen haben ihren Weg in die breite Anwendung noch nicht gefunden. Mit ihrem Projekt Zero Waste Space möchte die Architektin Sabine Schlüter Abhilfe schaffen. Zeigen, wie gute Ideen miteinander kombiniert und konkret umgesetzt werden können. Ausprobieren, wie moderne Technologie und die Wiederentdeckung nachwachsender Rohstoffe zusammenpassen. Heute müssen Technik, funktionale und ästhetische Gestaltung, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Das betrifft nicht nur Außenhülle und Gebäudestruktur, den Schwerpunkt der Architektur. Auch das Innenleben von Gebäuden muss sich verändern. Hier sind Designer*innen gefragt, denn die Gestaltung von Innenausbau und vor allem Möbeln ist ihre Domäne.

Zero Waste: mehr als Recycling

Sabine Schlüter hat ihr Vorbild in der Zero Waste Bewegung gefunden. Warum soll das, was in vielen Privathaushalten funktioniert, nicht auch im Großen funktionieren? Dabei geht es um mehr als konsequente Kreislaufwirtschaft. Es geht auch um Reduktion und Wiederverwendung. Vorhandene Materialien und Produkte nicht zu nutzen, ist Verschwendung. Nach drei Jahren Entwurfs-, Planungs- und Bauzeit ist der Zero Waste Space fertig und steht im Wissenschaftspark Kiel: 20 m² Grundfläche voller nachhaltiger Ideen. Viele regionale und internationale Partnerunternehmen haben die Realisierung unterstützt. Es entstand ein Anschauungsobjekt mit eigener Energieversorgung, modernster Lüftungstechnik und separatem Brauchwasserkreislauf. Mit Trenntoilette und eigener Pflanzenkläranlage. Die Außenhülle besteht aus traditionellen Naturmaterialien: Holz, Stroh und Lehm. Doch durch die industrielle Fertigung ist ein modularer Aufbau möglich. Dadurch sind die Bauelemente vielseitig einsetzbar und gestatten auch eine mehrstöckige Bauweise.

Demnächst beginnt die wissenschaftliche Überprüfung: ein intensives Monitoring während der ersten Nutzungsphase. Mit Hilfe technischer Messungen soll festgestellt werden, ob das kleine Haus den theoretischen Erwartungen auch in Realität entspricht.

Weitere Informationen

Der Zero Waste Space wird als Muthesius Projekt von der Muthesius Kunsthochschule gefördert und ist an das Industriedesign, vertreten durch Bettina Möllring, Professorin für Designgrundlagen, angegliedert.

Zur Website:
zerowastespace.de